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Energie & Klima

Jahresmitgliederversammlung Kreisgruppe Regensburg Mittwoch, 08. November 2023

Am 08. November fand die Jahresmitgliederversammlung der Bund Naturschutz Kreisgruppe Regensburg statt. Vorsitzender Raimund Schoberer freute sich, dass die stellv. Landesbeauftragte und Leiterin des Artenschutzreferats des Bund Naturschutz, Dr. Christine Margraf zum Thema Natur- und Artenschutz in der Stadt – 4 Jahre nach dem VB Artenvielfalt informierte.

Christine Margraf lobte das Volksbegehren im Jahr 2019 als Riesenerfolg. Es war das erfolgreichste VB in Bayern. Das Thema Artensterben war dadurch lange in der öffentlichen Diskussion. In der Folge wurden Runde Tische in der Staatskanzlei eingerichtet, leider unterblieb aber dann -u.a. wegen Corona- bis Dato deren Fortführung. Immerhin gab es in der Folge des VB eine hohe Akzeptanz für Naturschutzprojekte. Das Naturschutz-personal wurde deutlich aufgestockt. Förderprogramme (z.B. VNP, KULAP) wurden verbessert, Leitfäden wurden erstellt.

Positiv war laut Margraf auch die Einrichtung von Öko-Modellregionen. Es gab also lokale und regionale Verbesserungen. Die grundlegenden Ursachen des Artensterbens wurden jedoch nicht gelöst. Es gab z.B. keine signifikante Änderung landwirtschaftlicher Vorgaben. Die Wirkung des VB wurde daher geschwächt. Die nötige große Transformation unterblieb. Der Bericht der Staatregierung zur Lage der Natur zeigt, dass z.B. die Zahl der Rote-Liste-Arten aktuell nicht geringer wurde. Ein zentrales Ziel des VB war beispielsweise der Biotopverbund. Realität ist, dass zwar die Summe aller Biotopflächen ermittelt wurde, aber kein in der Natur vor Ort für Arten funktionierende Verbundsystem vorgelegt wurde!

Eigentlich haben Kommunen viele Möglichkeiten und Regensburg ist Gründungsmitglied der „Kommunen für Biologische Vielfalt“. Eine klare Umsetzung fehlt aber, wie etwa das Debakel um die Zauneidechsen zeigt. Regensburg müsste unbedingt eine Biodiversitätsstrategie entwickeln. Der Landesverband des BN bietet dafür ein Beratungsangebot an. Auf Wunsch käme ein Berater nach Regensburg. Josef Paukner von der DonauNaabRegen-Allianz meldete sich zu Wort und legte dar, dass unbedingt ein Masterplan Biodiversität in Regensburg entstehen soll. Er hat schon Vorschläge eingebracht, was die Stadt machen könnte.

Die kartierten Biotope in der Stadt Regensburg stellen eine gute Ausgangsbasis dar. In der Realität wurden aber in den letzten Jahren viele -auch große- amtlich kartierte Biotope vernichtet. Weitere Zerstörungen z.B. des fünf Hektar großen Biotopareals am ehemaligen Ostbahnhof oder die Zerstörung des Stadtwäldchens an der Lilienthalstraße für ein Bauprojekt drohen. Eine klare Forderung des BN ist daher, diese noch verblieben Biotope zu erhalten.

Im Landkreis Regensburg existiert eine Biotopverbundsplanung, etwa entlang der Flüsse. Deren Umsetzung ist unbedingt nötig. Das BN-Projekt am Otterbach oder das BN-Projekt Donauinsel Mariaort sind gute Beispiele für eine erfolgreiche Umsetzung. Sehr kritisch ist der von der Regierung geplante massive Wasserkraftausbau (z.B. Pielmühle am Regen) zu sehen. Beim Biotopverbund Wald ist der Erhalt der Großflächigkeit ein großes Ziel. Das geplante Steinbruchprojekt bei Wiesent würde dem entgegenstehen, so Margraf. Zwar hat Bayern einen Anteil von 10% an Naturwäldern erreicht, es handelt sich aber um eine massive Ballung im Alpenraum. Im Raum Regensburg sieht es bezüglich Naturwald schlecht aus.

Bis 2030 sind 30% Ökolandbau das Ziel. Positiv sind neue Ökomodellregionen. Im Bereich Regensburg ist hier noch Luft nach oben, aber man ist hier aktiv!
Die Staatsregierung hat das Ziel des notwendigen rechtlichen Schutzes von Streuobstwiesen leider sehr verwässert. Die vom BN und LBV eingereichte Klage ruht bzw. wurde zurückgezogen, weil als Kompensation für den mangelnden gesetzlichen Schutz der Streuobst-Pakt eingerichtet wurde. Diese Tatsache ist ein großer Erfolg der Naturschutzverbände. Ob und wie er wirkt wird sich noch herausstellen müssen.

Bezüglich des Moorschutzes sind Wiedervernässungen bisher völlig unzureichend. Das LPV-Projekt im Tal der Großen Laber wird vom BN sehr unterstützt. Die Notwendigkeit von Gewässerrandstreifen (5 Meter mit schonender Grünlandnutzung) wird hervorgehoben. Die Regensburger Gewässer sind bisher aber noch nicht abschließend kartiert worden.


Im Anschluss stellte Sandro Fisch, Bachelorstudent für Bauingenieurwesen seine sehr interessante Seminararbeit zum Thema Klimafreundliche Stadtplanung vor.

Raimund Schoberer erinnerte beim Rückblick und Ausblick der Kreisgruppe an das Jubiläum 2022: 50 Jahre BN-Regensburg! Ein tolles Team ist hier am Werk. Es gibt umfangreiche und vielfältigen Aktivitäten der Kreisgruppe Regensburg. Z.B. die artenreichen Liegenschaften. Ein Großteil der über 55 Hektar BN-Flächen ist verpachtet und wird umweltschonend bewirtschaftet. 2023 kamen rund zwei Hektar wertvolle Flächen hinzu, ohne Spenden wäre das nicht möglich. Auch 2023 war der BN in Regensburg vielfach aktiv z.B. mit einer großen Demonstration in Obertraubling um den dort für eine Umgehungsstraße geplanten Flächenverbrauch zu verhindern. Das BN-Naturmobil hatte 65 Einsätze mit über 1500 Schülerinnen und Schülern. Auch gab es viele Stellungnahmen zu Bebauungsplänen oder zu Großprojekten wie Südostlink oder Polder Wörthhof.

Schatzmeister Walter Nowotny bescheinigte, dass der BN-Regensburg mit seinen Ortsgruppen sich finanziell in sicheren Gewässern befindet. Und er bemühte die KI zur „Schatzsuche eines Umweltverbandes“ und hatte einige amüsante dazu Vorschläge erhalten.

Waltraud Kanzelsberger aus Obertraubling informierte über den Widerstand gegen die geplante Ortsumfahrung von Niedertraubling. Das Bündnis zur Bewahrung der besten Böden Bayerns (BBBB) wurde am 15.11.2022 gegründet, um das Projekt noch zu verhindern. Eine Petition zur Bewahrung der wertvollen Flächen brachte bisher fast 1200 Unterschriften. In Obertraubling fand eine eindrucksvolle Demo statt. Es gibt inzwischen eine neue Entwicklung. Die B15-Brücke über die Bahn wird erneuert. Es besteht die Hoffnung, dass diese Brücke vierspurig ausgebaut wird, womit eine Umgehungsstraße überflüssig werden könnte.

Josef Stadler, Vorsitzender der OG Wörth-Wiesent, berichtete, dass in diesem Bereich schon verschiedene Großprojekte realisiert wurden und weitere geplant sind. So versucht seit 2009 ein Bauunternehmer im fürstlichen Jagdgebiet einen Steinbruch bei Wiesent auf einer Fläche von 12 ha zu errichten! Dagegen gibt es erheblichen Widerstand. Ist dieses Projekt in dieser Zeit wirklich notwendig? Soll eine bisher große unbebaute Fläche dafür verwendet werden? Immerhin gibt es bei Nittenau bereits einen großen Granitsteinbruch, in dem etwa Gleisschotter für ganz Deutschland produziert wird! Die örtliche BI hat rund 11.000 Unterschriften gegen das geplante Projekt gesammelt. Ein dreitägiges Anhörungsverfahren hat stattgefunden. Die Gemeinde kann nicht gegen dieses Bauvorhaben klagen, der BN dagegen schon. Für eine eventuelle Klage hat die Gemeinde dem BN Unterstützung zugesichert.

Gez. Franz Wartner/Raimund Schoberer

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